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Die dicken, fetten Weine

Ein seit Jahren ungebrochener Trend geht zu fruchtigen, runden, wir nennen sie manchmal gerne fette, Weine.

Hervorgerufen wird dieser Trend durch mehrere Faktoren:

– Es gibt viele neue Weintrinker. Für diese wird der Zugang zum Geschmack des Weines durch runde Weine erleichtert.

– Das Geschmacksbild unseres Essens wird zunehmend durch Geschmacksverstärker, und vor allem Zuckerzusatz, verändert. Unser Gaumen wird durch intensive Geschmackstöne schnell überladen. Unsere Zunge ist immer weniger gewöhnt sich mit sensiblen und zarten Geschmäckern auseinander zusetzten.

– In den romanischen Ländern wurde bisher Wein ausschließlich zum Essen getrunken. Auch in diesen Ländern entwickelt sich die Gewohnheit nach dem Essen weiter zu trinken. Dies erfordert andere Weinstile.

Diese Veränderungen entstehen aus einer Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage. Weinimporteure haben diese Trends erkannt, bzw. durch Importe von runden, leichter zugänglichen Weinen mit ausgelöst. Auf der anderen Seite haben auch Winzer auf die Veränderungen reagiert. Es gibt heute viele Weine aus dem Piemont, die bereits in jungen Jahren die typische pelzige Note durch eine üppige Frucht und einen höheren Alkoholgehalt überlagern.

Vor allem beim Weinverkosten hat es ein Gaumen sehr schwer, der von einer 14Vol%igen Toskana Fruchtbombe gespült wurde, im nächsten Schluck die Finessen eines guten, traditionell ausgebauten Chianti, zu schmecken. Ein solcher Chianti, auch wenn von hoher Qualität, wird meist sehr höflich als: „dünn, hart und zu sauer empfunden. Isoliert getrunken wird derselbe Wein als interessant, vielschichtig mit feiner Säure beurteilt.

Lassen Sie es mich einfach formulieren: Man tut diesen Weinen unrecht, oder noch wichtiger, man versäumt eine große Facette des so variantenreichen Kulturgutes Wein.

Auch für andere Sinnesorgane gibt es leichte und schwerere „Kost“. Ein Italienischer Ohrwurm erfordert weniger Aufmerksamkeit als klassische Musik. Dennoch sind der Wert und der Genuss klassischer Musik unbestritten. Viele Kunstwerke bieten eine offensichtliche, plakative Schönheit, andere erfordern wesentlich mehr Widmung und Beschäftigung.

Wir haben uns deshalb entschlossen bei dieser Verkostung „die dicken, fetten Weine“ länderübergreifend, in eine separate Gruppe zusammenzufassen. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, sowohl in Italien wie in Frankreich, sich auf die Geschmackbilder der traditionellen Stile zu konzentrieren. Darüber hinaus können Sie die Fruchtbomben, meist mit höheren Alkoholgehalt, zueinander vergleichen.

Unser Bemühen die traditionellen Geschmacksbilder herauszuarbeiten entsteht aus der persönlichen Erfahrung, die wir bei privatem Weingenuss immer wieder machen. Diese Weine bieten, insbesondere mit passendem Essen, ein bereicherndes Geschmackserlebnis.

In diesem Sinne freuen wir uns darauf mit Ihnen gemeinsam diesen Weg, auch mit unseren neuen sehr gut passenden Weinen, zu beschreiten.

Zum Wohl!